(22.02.2020) Nachhaltige Geldanlagen erfahren eine zunehmende Nachfrage. Leider mangelt es jedoch bis heute an einer genauen Definition von Nachhaltigkeit. Der Versuch einer Einordnung.

Nachhaltige Geldanlagen* erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. In den Medien gewinnt man den Eindruck, dass man mit Nachhaltigkeitsfonds reinen Gewissens und moralisch ohne Fehl und Tadel investiert sei.

ESG* = Environmental (Umwelt), Social (Soziales) and Governance (Unternehmensführung)

Bei den Anlegern könnte das die Erwartung hervorrufen, mit nachhaltigen Geldanlagen zugleich sozial, umweltbewusst und ethisch investiert zu sein. Dabei finden sich bei den Anbietern immer wieder auch Unternehmen mit Hinweisen auf zweifelhafte Geschäftspraktiken. Nachhaltige Geldanlagen sind also nicht immer unbedenklich.

Bei einer konsequenten Berücksichtigung aller Ausschlusskriterien würden diese zum Komplettausschluss vieler Unternehmen und zu einer großen Rotation an Finanzinstrumenten eines nachhaltigen Investmentfonds führen. Unternehmen arbeiten oft mit vielen Zulieferern zusammen, die ihrerseits wiederum Subunternehmen beauftragen. Es kann also in der Kette der Beteiligten sehr schnell intransparent werden.

Anleger sollten daher nicht der Illusion erliegen, mit der Investition in Nachhaltigkeitsfonds seien jegliche Menschen- und Arbeitsrechtsverstöße oder Umweltsünden kategorisch vermeidbar. Selbst Investmentfonds mit Sustainable & Responsible Investment (SRI) können nicht durchgehend nachhaltig sein.

Doch wie findet ein Anleger nun qualitativ hochwertige Nachhaltigkeitsfonds bzw. was macht einen guten SRI-Fonds aus?

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Ein Nachhaltigkeitsfonds ist mehr als die Summe seiner Titel im Portfolio. Deswegen liegt der Fokus eines Analyseverfahrens wie das des FNG-Siegels nicht nur auf den Investments als solches, sondern es werden alle Bemühungen des Fonds um Nachhaltigkeitswirkung unter die Lupe genommen. Mit über 80 Fragen werden mittels einer vielschichtigen Siegelmethodik die individuell unterschiedlichen Nachhaltigkeitsansätze bewertet. Diese Ganzheitlichkeit führt zu einem aussagekräftigen Gesamtbild einer komplexen Thematik.

Ausschlüsse alleine reichen nicht, bilden aber eine Basis. Wie glaubwürdig ist der Fondsanbieter? Hat er Richtlinien zum Klimawandel aufgestellt? Hat er ein eigenes Nachhaltigkeitsteam, schult er seine Mitarbeiter und vergütet sie nachhaltigkeitsbezogen? Engagiert er sich in Initiativen, die das Themenfeld nachhaltige Geldanlagen weiter vorantreiben wollen?

Je vielschichtiger ein Fonds auf den verschiedenen Ebenen aktiv ist, umso größer ist sein sogenannter Impact – seine Nachhaltigkeitswirkung.

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Ein Gütesiegel lebt von einer gewissen Strenge, Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit. Die Analyse der Fonds, wird von der staatlichen Universität Hamburg durchgeführt. Dort ist mit gleich fünf Lehrstühlen und 20 Forschern eines der weltweit größten Know-How-Zentren rund um die Nachhaltige Finanzwirtschaft aktiv. Darüber hinaus wird der Prüfprozess von einem unabhängigen Beratungs-Komitee, u.a. mit Experten der Universität Kassel, einem Theologen und der WWF Schweiz überwacht.

Quelle: Gesellschaft für Qualitätssicherung Nachhaltiger Geldanlagen mbH, FNG-Siegel 2020, Methodik