(05.06.2018) Die sogenannten Fin-Tecs und Robo-Advisors sprießen wie Pilze aus dem Boden. Sie haben hierzulande bereits über 2 Mrd. Euro Anlegergelder eingesammelt. Wie sinnvoll sind eigentlich die Robo-Berater und sind sie wirklich besser als der Mensch?

Sie heißen Scalable, Cominvest, Liquid oder Quirion. Und sie haben ein Versprechen im Gepäck: Mit wenigen Mausklicks bekomme ich eine digitale Vermögensverwaltung, die weniger kostet als ein menschlicher Vermögensverwalter und zudem noch bessere Ergebnisse erzielt. Klingt zu gut um wahr zu sein? Ist es auch!

Die Welt am Sonntag hat kürzlich untersucht, wie ausgewogene klassische Fonds während des Kurseinbruchs an den Aktienmärkten Ende Januar bis Anfang Februar 2018 im Vergleich zu verschiedenen Robo-Advisors abgeschnitten haben.

Traditionelle Fonds mit etwa 50 Prozent Anteil globaler Aktien und etwa 50 Prozent europäischer Anleihen verloren in diesem Zeitraum rund 5 Prozent und konnten die Aktienverluste von über 12 Prozent gut kompensieren. Die Robo-Advisors verloren deutlich mehr, allein der deutsche Marktführer lag bei rund 8 Prozent Verlust. Wer hier zu Recht den kurzen Zeitraum des Vergleichs kritisiert, dem versichert die gleiche Zeitung, dass der Marktführer auch seit Jahresbeginn 2017 im Vergleich deutlich hinterherhinkt.

Wo liegen die Gründe für diese Ergebnisunterschiede?

Die Roboterstrategien verfolgen in der Regel eine starre Portfoliostrategie mit fest definierten Aktien- und Anleihenquoten. Sie sind immer voll investiert, egal woher der Wind an den Aktien- und Anleihenmärkten gerade weht. Dutzende wissenschaftliche Untersuchungen und jahrzehntelange Erfahrungen menschlicher Vermögensverwalter legen jedoch den Schluss nahe, dass eine erfolgreiche Portfoliostrategie die Entwicklungen an den Börsen nicht ignorieren sollte und Eingriffe gerade in Stressphasen den Kunden vor größeren Verlusten schützen können. Solche aktiven Eingriffe entsprechen jedoch nicht dem Konzept der Robo-Advisors.

Die klassischen Fondsverwalter treffen aktive, sogenannte diskretionäre Entscheidungen. Diese sind nicht immer richtig, das ist aber auch nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass die Mehrzahl der Entscheidungen richtig ist und zu einem Mehrwert, einem Kundennutzen führt. In günstigen Kapitalmarktphasen Marktergebnisse zu erzielen und in Stressphasen das Kundenvermögen vor zu hohen Verlusten zu schützen, das sollte der Anspruch an jeden aktiven Vermögensverwalter sein.

Die digitalen Vermögensverwalter sind diesem Anspruch bislang nicht gerecht geworden. Dass sich dies in naher Zukunft ändern könnte, darf an dieser Stelle bezweifelt werden.

Fazit: Die Frage „Mensch oder Maschine?“ ist also die falsche Frage. „Mensch und Maschine“ sollte das erfolgreiche Konzept moderner Vermögensverwaltung sein, bei der sich der Geldverwalter aus Fleisch und Blut die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Welt zu Nutze macht und in seine diskretionären Entscheidungen einbezieht. Künstliche Intelligenz und ausgefeilte Algorithmen sind willkommene Hilfsmittel, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen.