(06.09.2020) Wie entwickelt sich die Corona-Krise? Wie heißt der nächste US-Präsident? Versuch eines Ausblicks:
Während in Deutschland die Pandemie beherrschbar erscheint, steigen die Fallzahlen beispielsweise in Frankreich besorgniserregend. Ein Aufatmen wird es wohl erst geben, wenn ein Impfstoff oder eine wirksame Behandlung zur Verfügung steht. Schon jetzt müssen wir damit rechnen, dass die Arbeitslosigkeit nach Auslaufen der Kurzarbeiterregelungen steigen wird. Dies wird zu Privatinsolvenzen und wohl auf zu Zwangsverkäufen von Immobilien führen. Auch in den schwer betroffenen Branchen wie der Gastronomie, dem Hotelgewerbe oder in der Veranstaltungsbranche wird es Insolvenzen geben, auch wenn das aktuelle Insolvenzrecht dort zu einer Verzögerung führen wird. Die Regierungen der Welt kaufen damit Zeit, in der Hoffnung auf die rechtzeitige Entwicklung von Impfstoffen oder Behandlungsmöglichkeiten. Ob die wirtschaftlichen Verwerfungen aktuell bereits an den Finanzmärkten hinreichend eingepreist sind, kann niemand seriös prognostizieren. Eine gewisse Vorsicht im Portfoliomanagement scheint jedoch angebrachter, als einfach zur Tagesordnung vor COVID-19 überzugehen.
Am 3. November werden in der größten und wichtigsten Volkswirtschaft der Welt Präsidentschaftswahlen stattfinden. Die meisten Beobachter sind sich darüber einig, dass der alte oder der neue Präsident vor gewaltigen Aufgaben stehen wird. Es zeichnet sich aktuell erneut ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem republikanischen Präsidenten Donald Trump und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden ab. Die Entwicklung der Pandemie in den USA ist mehr als besorgniserregend, das Staatsdefizit ist gigantisch, die Gesellschaft ist gespalten, die Wettbewerbsfähigkeit ist bedroht. Gute Nachrichten sehen anders aus. Die Finanzmärkte mögen Sicherheit und Beständigkeit. Beides wird sich in den USA in den nächsten zwei Monaten kaum einstellen. Insofern scheint es auch hier im Hinblick auf die Portfoliostrategie angebracht zu sein, die Risiken im Auge zu behalten und eine gute Portion Pulver trocken zu halten.
Fazit:
Es könnte uns ein unruhiger Herbst bevorstehen. Sicher ist in diesen Zeiten nur eins: Die Zinsen werden extrem niedrig bleiben. Aktien bleiben daher langfristig unverzichtbar, um Renditen oberhalb der Inflation zu erzielen. Kurzfristig sollten die oben beschriebenen Unsicherheiten jedoch nicht dazu verleiten, bereits „All-In“ zu gehen. Bei den Anleihen bieten schon seit geraumer Zeit nur noch Unternehmensanleihen mit erstklassiger Bonität ein akzeptables Chance-Risiko-Verhältnis. Innovative Anlagekonzepte, kluge Absicherungsstrategien und eine angemessene Liquidität ergeben ein Rezept für kalte Tage in einem voraussichtlich heißen Herbst.