(24.11.2017) Der Vormarsch von ETFs (Exchange Traded Funds) scheint nicht zu stoppen. Im Jahr 2017 sind bereits fast 400 Milliarden US-Dollar in börsengehandelte Indexfonds geflossen. Insgesamt liegen mittlerweile über 4 Billionen US-Dollar in den Indexprodukten. Fluch oder Segen für Privatanleger?

Für Privatanleger gibt es gute Gründe für die börsengehandelten Indexfonds, einer der Gewichtigsten ist der Kostenaspekt: Ein ETF auf den Dax kostet zum Beispiel nur rund 0,25 Prozent Gebühr im Jahr plus Handelskosten. Ein aktiv verwalteter deutscher Aktienfonds kostet dagegen in der Regel rund 1,50 Prozent Gebühr im Jahr.

Die Ergebnisse der aktiven Fonds sind manchmal besser, aber auch häufig schlechter als ein Investment in einen Indexfonds. Da man den Erfolg aktiv verwalteter Fonds für die Zukunft nicht vorhersehen kann, scheinen die günstigen ETFs eine gute Alternative zu sein.

ETFs können immerhin garantieren, dass Anleger mindestens so gut abschneiden wie der Gesamtmarkt und damit wenigstens eine durchschnittliche Rendite erzielen, während die meisten aktiven Aktienfondsmanager es nicht schaffen, für längere Zeit eine Rendite zu erzielen, die auch nur annähernd so gut ist wie der Gesamtmarkt.

Doch je größer die ETF-Branche wird, desto mehr rücken auch mögliche Gefahren in den Vordergrund. Kommt es zu unternehmensspezifischen Nachrichten, reagieren ETFs darauf überhaupt nicht. Wenn aber ein immer größerer Teil des Aktienmarktes gar nicht mehr an Einzelunternehmen interessiert ist, überlässt er den Markt den wenigen anderen. Ergebnis: Weniger Akteure handeln, und ihr Tun kann in einem engeren Markt größere Kursreaktionen auslösen. In einem Extrembeispiel, wenn nur noch ein Anleger aktive Anlageentscheidungen trifft und seine Aktien verkaufen will, findet er keine Handelspartner mehr, und der gesamte Aktienmarkt rutscht ins Bodenlose. ETFs differenzieren nicht in gute und schlechte Aktien.

Außerdem sollte man wissen, dass sich nicht nur der Umfang des Marktes enorm aufgebläht hat, sondern auch die Zahl der ETFs sprunghaft gestiegen ist, sie hat sich allein seit 2007 verdoppelt. Zudem sind längst nicht alle Indexfonds am Markt sind reine Aktien-ETFs. Jene würden zwar bei einem Aktiencrash am stärksten verlieren. Doch es gibt inzwischen auch tausende Anleihen-ETFs oder Rohstoff-ETFs, deren Märkte ebenfalls massiv unter einer Krise leiden würden. Gerade viele Anleihen-ETFs sind aufgrund des aktuellen Nullzinsniveaus und der daraus resultierenden Risiken bei Zinsanstiegen mehr als kritisch zu hinterfragen.

Das stärkste Argument für aktiv verwaltete Fonds ist jedoch der Umstand, dass wenn auch nicht alle, so doch einige Fonds trotz höherer Kosten nachweislich dauerhaft ihren Vergleichsmarkt übertreffen. Eine sinnvolle und professionelle Kombination aus aktiv verwalteten Fonds ist damit auch gleichzeitig der beste Schutz gegen die hier beschriebenen Gefahren der Indexfonds.